TEILNEHMERBEITRAG
Die Projektteilnehmerin Maha Berü, Muslima, 16 Jahre alt, meint:
Schluss mit Vorurteilen!
Vorurteile hat jeder, ob bewusst oder unbewusst. Das Entscheidende ist nicht, ob wir Vorurteile haben, sondern ob sich diese Vorurteile auf unser Handeln auswirken können.
Frauen gehören in die Küche, Muslime sind intolerant, Ausländer gefährden Deutschland, Blondinen sind dumm und Lesben sind nicht der Natur entsprechend, … oder ? Nein ! Alles nur Vorurteile.
Auch wenn wir nichts gegen Frauen, die arbeiten oder nichts gegen Homosexuelle, nichts gegen Ausländer, nichts gegen Religionsgruppen (oder einfacher gesagt, nichts gegen «andere» Menschen) haben, haben wir immer automatisch Bilder im Kopf unseres Gegenübers. Das sind Vorurteile, die jeder hat. Diese Vorlagen unseres Denkens sind schon früh in unseren Köpfen vorhanden, denn sie sind Teile unserer Entwicklung. Kinder sind das perfekte Beispiel dafür, denn sie lernen direkt von ihrer Umgebung. Sie ordnen Gut und Böse in Schwarz und Weiß. Mädchen sind lieb, Angsthasen, Heulsusen und kichern viel mehr im Vergleich zu den Jungen, die eher mutig sind, nie Angst haben, taff sind und nie weinen.
Aber nicht nur Kinder speichern Wissen von der Umgebung im Kopf ab. Natürlich auch Erwachsene. Dies äußert sich aber in verschiedenen Verhaltensweisen. Diese Klischees können auch gemachte Erfahrungen oder übernommenes Wissen, beispielsweise von den Medien sein. Vorurteile sind normale menschliche Eigenschaften, die fest im Gehirn verankert sind, wie das Sehen.
Oft bekommen wir in unserem Alltag mit, wie Menschengruppen in Schubladen gesteckt werden. Auch ich musste schon meine Erfahrungen damit machen. Ob es in der Schule, in der U-Bahn oder auf der Straße, egal wo. Ich bekomme es zu spüren. Manchmal durch Blicke, Sprüche oder Unterhaltungen. Es ist bedauerlich, dass wir Menschen immer noch nicht mit Vorurteilen umgehen können und dies im 21. Jahrhundert. Ich finde es schlimm, dass man einer muslimischen Jugendlichen erklären muss, dass sie nicht früh heiraten soll, nicht viele Kinder bekommen muss, da sie eh nur Aufwand und Zeitverschwendung sind, studieren soll und sich nichts von ihren Eltern sagen lassen soll,die sie ,,unterdrücken”. Das sieht man ja an ihrem zurückhaltenden Verhalten im Gegensatz zu den muslimischen Jungs,die mehr Freiraum haben und frecher sind. Einfach nur erbärmlich. Vorurteile über Vorurteile. Nicht einmal darüber nachgedacht und schon sind sie gesprochen.
Für mich sind Menschen, die nicht über ihre Worte nachdenken und sich sicher bei ihren Vorurteilen sind und sie nicht hinterfragen, wie es wirklich ist, einfach nicht ansprechbar. Jeder Mensch ist anders und man sollte nicht alle in einen Topf schmeißen. Manchmal liegt das Ego falsch, ob man es will oder nicht. Das muss man so hinnehmen, denn niemand ist perfekt erschaffen worden.
Zum anderen verstehe ich auch nicht, warum Muslime in den meisten Fällen als Ausländer abgestempelt werden und nicht als muslimische Deutsche. Ist das nicht auch ein Vorurteil? Oder zu sagen, dass eine Frau mit Kopftuch keine Deutsche sein kann? Es gibt doch auch Konvertierte. Sind diese jetzt etwa aufgrund ihrer neuen Religion oder wegen dem Schal nicht mehr Deutsch? Doch sie bleiben Deutsch genauso wie die anderen eingeborenen Muslime. Nur wer nicht logisch denkt, sagt das Gegenteil. Genauso ist es mit dem Kopftuchverbot als Lehrerin. Die muslimische Lehrerin solle angeblich die Freiheit der Schüler nehmen oder sie unter Druck setzen. Sind das nicht auch Vorurteile, die man den Muslimas unterstellt. Sind sie etwa nicht zivilisierte Menschen, die auch die Moral verstehen? Und das nur, weil andere Muslime falsch und nicht islamisch handeln?
Es gibt überall gute und schlechte Menschen, aber wenn ein Teil der Muslime schlecht sind, müssen wir immer die anderen einschränken und kontrollieren ,weil da die Gefahr besteht, sie können genauso sein. Müssten wir nach dieser Logik nicht alle Menschen einschränken oder kontrollieren, da die Gefahr besteht, dass sie Böses anrichten könnten? Wieso machen wir das nicht, aber bei den Muslimen schon?
Ist das nicht traurig. wie viele Menschen heute noch denken? Ich hoffe nur, dass diese Gedanken ein Ende finden oder man besser mit diesen in Zukunft umgeht und das nicht nur bei Muslimen, sondern bei allen Menschen. Vorurteile geben nie die Realität wieder. Sie sind Wahrnehmungsfehler. Vorurteile wirken wie ein Filter oder ein Brett vor dem Kopf. Man sieht und hört nur das, was man sehen und hören will. Alles, was nicht in unser Weltbild passt, blenden wir unbewusst aus. Aus diesem Grund werden Vorurteile selten kontrolliert und sind aus diesem Grund auch so hartnäckig. Das passiert aber auch mit Vorurteilen, die wir über uns selbst haben. Wenn ich mich für hoffnungslos und dumm halte, dann sehe ich nur meine Misserfolge und Fehler. Alles, was mir gelingt, blende ich aus und ich fühle mich in meinem Urteil über mich bestätigt. Dadurch fällt es schwer, positive Erfahrungen zu machen. Vorurteile schaden also uns und unseren sozialen Zusammenleben, da sie menschenfeindlich sind und auch zu Diskriminierung und Rassismus führen können. Man macht sich alles um sich herum kaputt mit diesen Klischees und löst Probleme aus, die nie hätten stattfinden müssen und das alles nur wegen diesem Aufmerksamkeitsphänomen. Sie ganz loswerden können wir nicht, da sie zu unseren menschlichen Eigenschaften gehören, aber wenn wir eine bessere Welt mit weniger Kriegen, Problemen, Diskussionen und Konflikten haben wollen, dann müssen wir lernen mit dieser verantwortungsbewusst umzugehen.
Wir Menschen sind nicht alle gleich und unterscheiden uns vom Anderen. Das ist auch gut so, denn so entsteht eine Vielfalt und Buntheit, aus der wiederum Neues entsteht. Würden wir alle gleich handeln, denken, fühlen und verstehen gäbe es keine Fortschritte und somit keine Entwicklungen. Das müssen wir so akzeptieren wie es ist, denn ändern können und sollen wir den Menschen nicht. Aber wenn wir was ändern wollen, sollten wir alles in unserer Macht einsetzen, um etwas zu bewirken. Das größte Kompliment, das man einem Menschen machen kann ist ihn zu akzeptieren, wie er ist.